Die wichtigsten Textilsiegel: einfach erklärt

Die wichtigsten Textilsiegel: einfach erklärt

Was sind Textilsiegel?

Ein Textilsiegel ist ein Gütesiegel oder Zertifikat, das auf Textilien angebracht wird und bestimmte Qualitätsstandards in Bezug auf ökologische und/oder soziale Aspekte der Textilproduktion kennzeichnet. Diese Siegel dienen dazu, Verbraucher:innen klare Informationen über die Herstellungsbedingungen und Umweltauswirkungen von Textilien zu geben. Textilsiegel können sich auf verschiedene Aspekte der Herstellung beziehen, einschließlich des Anbaus von Naturfasern, der Verarbeitungstechniken oder der gesamten Lieferkette eines Textilprodukts. Mit Hilfe der bildlichen oder schriftlichen Darstellung von Symbolen kannst du erkennen, welche Standards bei der Herstellung des Kleidungsstücks eingehalten wurden. Sie sollen vor allem dabei helfen, einen bewussten und nachhaltigen Konsum zu ermöglichen.

Wer vergibt Textilsiegel?

Die Vergabe von Textilsiegeln erfolgt durch verschiedene Institutionen, darunter staatliche Siegelinhaber:innen, NGOs, privatwirtschaftliche Unternehmen oder Textilvereinigungen. In der Regel werden Textilbetriebe und Produktionen von unabhängigen akkreditierten Prüfungsstellen überprüft. Die Textilsiegel tragen unterschiedliche Bedeutungen und werden im Vergleich zu anderen Siegeln verliehen. Die Organisationen und Institutionen vergeben Textilsiegel nach spezifischen Kriterien, die von ökologischen Standards über faire Arbeitsbedingungen bis hin zu sozialen Verantwortlichkeiten reichen können. Bekannte Beispiele für Textilsiegel sind das GOTS (Global Organic Textile Standard), Öko-Tex Standard 100, Fair Trade Certified und andere.

Warum gibt es Textilsiegel?

Die Textilindustrie prägt eine komplexe globale Lieferkette mit Niedriglohnproduktion und Sub-Sub Unternehmern. Diese Struktur erzeugt undurchsichtige Produktionsabläufe, die nur schwer nachvollzogen werden können. Die Komplexität der Industrie erschwert es Verbraucher:innen, die Herstellung ihrer Kleidung nachzuvollziehen. Deshalb sollen hier Textilsiegel Transparenz schaffen. Durch die Siegel können Fashion-Labels kennzeichnen, dass Mindeststandards eingehalten werden, um soziale und ökologische Auswirkungen zu minimieren. So soll dir als Verbraucher:in eine Übersichtlichkeit über die eingehaltenen Standards ermöglicht werden.

Welche Textilsiegel gibt es?

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Textilsiegeln mit unterschiedlichen Bedeutungen, die von verschiedenen Organisationen vergeben werden. Oft bewerten die Siegel jeweils unterschiedliche Herstellungsschritte entlang der Wertschöpfungskette und legen einen bestimmten Fokus hinsichtlich sozialen, nachhaltigen und ethischen Bedingungen. Hier findest du eine kurze Übersicht über die gängigsten Textilsiegel, die dir vereinzelt mit Sicherheit schon mal begegnet sind:

1. Global Organic Textile Standard (GOTS)

Das GOTS-Siegel steht für Global Organic Textile Standard, zu Deutsch: Globaler Bio-Textilstandard. Dabei handelt es sich um einen international anerkannten Standard für die Herstellung und Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern. Diese Zertifizierung setzt ganzheitliche Anforderungen entlang der gesamten Produktions- und Wertschöpfungskette. Das GOTS-Siegel gewährleistet strenge Umweltkriterien und Sozialstandards, angefangen beim An- und Abbau der Rohmaterialien bis hin zu den Veredelungsprozessen wie Bleichen und Färben sowie der Herstellung von Kleidungsstücken. So kann sichergestellt werden, dass Textilien umweltfreundlich und sozialverträglich hergestellt werden. Dabei sind Sozialstandards, die die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter in der gesamten Lieferkette sicherstellen, ebenfalls integraler Bestandteil des GOTS. Das GOTS-Siegel bietet Verbrauchern die Gewissheit, dass die Textilprodukte nach den höchsten ökologischen und sozialen Standards hergestellt wurden. Wichtig ist, dass der GOTS die gesamte Lieferkette abdeckt und innerhalb der nachhaltigen Textilsiegel führend ist.

2. OEKO-TEX® - MADE IN GREEN Siegel

Das OEKO-TEX® - MADE IN GREEN Siegel zeichnet hochwertige Textilien und Lederartikel aus, die aus schadstoffgeprüften Materialien bestehen. Die umweltfreundlichen Standards garantieren nicht nur die Verwendung nachhaltiger Materialien, sondern auch sichere und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen bei der Herstellung. Dieses Siegel wird von unabhängigen Forschungs- und Prüfinstituten in Europa und Japan vergeben und gilt im Vergleich zu anderen Textilsiegeln als einer der strengsten Öko-Standards. Besonders ist, dass es die Einhaltung umweltfreundlicher Kriterien entlang der gesamten Lieferkette – angefangen beim Anbau bis hin zur Konfektionierung - bescheinigt. Für dich als Verbraucher:in bietet das MADE IN GREEN Label eine transparente Nachverfolgbarkeit. Mithilfe einer eindeutigen Produkt-ID auf dem Label kannst du zurückverfolgen, in welchen Ländern und Produktionsbetrieben der gekennzeichnete Artikel hergestellt wurde.

3. OEKO-TEX® - Standard 100

Das OEKO-TEX® - Standard 100 ist ein weit verbreitetes Textilsiegel, welches die Verbraucher:innen vor schädlichen Substanzen in Textilprodukten schützen soll. Es gewährleistet, dass sämtliche Bestandteile eines Textils, einschließlich Knöpfe, Reißverschlüsse usw., auf Schadstoffe geprüft sind. Dieses Siegel gibt jedoch keine Auskunft über die Erfüllung weiterer Umweltkriterien oder sozialer Standards. Vergeben wird es von unabhängigen Forschungs- und Prüfinstituten in Europa und Japan. Um das OEKO-TEX® - Standard 100 Siegel zu erhalten, müssen Textilprodukte strenge Prüfungen durchlaufen, die eine breite Palette von Schadstoffen umfassen, die in Textilien vorhanden sein könnten. So wird sichergestellt, dass die Produkte den festgelegten Grenzwerten entsprechen. Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Textilsiegeln gilt das OEKO-TEX® - Standard 100 Siegel als Standard. Neben diesem sind auch der Grüne Knopf und der Blaue Engel bekannte Umweltstandards.

4. Fair Wear Foundation

Die Fair Wear Foundation (FWF) ist eine in den Niederlanden ansässige Stiftung, die aus Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sowie Handels- und Herstellerorganisationen besteht und es Textilunternehmen ermöglicht, sich ihr anzuschließen. Ihr vorrangiges Ziel besteht darin, faire Arbeitsbedingungen in Unternehmen der Textilindustrie zu gewährleisten. Das Siegel fokussiert sich dabei vor allem auf die Herstellungsphase, also auf Nähereien. Die Tätigkeiten der FWF erstrecken sich über Produktionsländer in Europa, Afrika und Asien. Das nachhaltige Textilsiegel der Fair Wear Foundation fokussiert sich auf soziale Aspekte. Die festgelegten Richtlinien umfassen: die freie Wahl des Arbeitsplatzes, das Verbot von Diskriminierung gegenüber Arbeitskräften, die Ablehnung von Kinderarbeit, die Gewährleistung der Versammlungsfreiheit sowie das Recht auf kollektive Tarifverhandlungen, die Zahlung von existenzsichernden Löhnen und die Festlegung angemessener Arbeitszeiten.

5. Der Grüne Knopf

Das Siegel "Grüner Knopf" ist ein staatliches Gütesiegel für nachhaltige Textilien, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Deutschland eingeführt wurde. Es umfasst insgesamt 46 Kriterien, die soziale und ökologische Standards sicherstellen sollen. Eingefasst sind verschiedene Aspekte der Produktionskette, wie beispielsweise Arbeitsbedingungen, Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, Umweltschutz, Chemikalieneinsatz und Transparenz in der Lieferkette. Der Grüne Knopf fokussiert sich bislang vor allem auf bestimmte Abschnitte der Lieferkette, wie das Bleichen, Färben und die Konfektion. Zukünftig ist geplant, weitere Teile der Lieferkette zu überprüfen. Die staatlich festgelegten Kriterien werden durch unabhängige Prüfstellen kontrolliert. Im Vergleich zu anderen Textilsiegeln deckt der Grüne Knopf bisher nur einen Teil der Lieferkette ab.

6. Fairtrade

Das Fair-Trade-Siegel markiert Produkte, die aus fairem Handel stammen und bei deren Herstellung bestimmte soziale, ökologische und ökonomische Standards eingehalten wurden. Produzenten erhalten einen festgelegten Mindestpreis, der die durchschnittlichen Produktionskosten für eine nachhaltige Produktion abdeckt. Neben dem Mindestpreis profitieren alle Produzenten von der Fairtrade-Prämie. Die Bauern treffen gemeinschaftlich Entscheidungen darüber, in welche sozialen, ökologischen oder ökonomischen Projekte die Prämie investiert wird. Eine unabhängige Zertifizierungsgesellschaft führt Vor-Ort-Kontrollen durch, um sicherzustellen, dass Hersteller und Händler die festgelegten Standards erfüllen.

7. Blauer Engel

Der "Blaue Engel" ist ein Umweltlabel, das in Deutschland vergeben wird. Es dient zur Kennzeichnung von Textilien, die ohne gesundheitsgefährdende Chemikalien hergestellt wurden und strenge Umweltstandards einhalten. Das Label legt Anforderungen an die gesamte Wertschöpfungskette - von der Rohstoffproduktion über die Herstellung bis hin zur Nutzungsphase der Textilien. Bei der Bewertung liegt der Fokus darauf, wie die Produkte Klima, Böden, Wasser, Luft und Ressourcen beeinflussen und belasten. Das Bundesumweltministerium ist der Inhaber dieses Siegels.

Textilsiegel dienen dazu, Verbraucher:innen klare Informationen über die Herstellungsbedingungen und Umweltauswirkungen von Textilien zu geben. Ist ein Kleidungsstück mit einem Textilsiegel versehen, kannst du dir sicher sein, dass es auf die dem Siegel zugrunde gelegten Kriterien hin überprüft wurde. Dabei fokussieren sich die unterschiedlichen Textilsiegel jeweils auf unterschiedliche Kriterien entlang der Herstellungskette. Bekannte Siegel sind beispielsweise GOTS, OEKO-TEX® - Standard 100 und Der grüne Knopf.